Ähnlichkeiten mit einem der größten Hollywood-Regisseure unserer Zeit sind kein Zufall: Der junge Sam Fabelman (Gabriel LaBelle: eine Entdeckung!), der mit seinen Schwestern im Arizona der Nachkriegszeit aufwächst, möchte Filmemacher werden. In seiner Jugend lehren ihn die Kamera und das Medium Film, was es über das Leben zu verstehen gilt.
„The Fabelmans“ ist Steven Spielbergs persönlichste Regiearbeit, auch wenn betont wurde, es handele sich um einen “halb-autobiografischen“ Film, der lediglich auf dem frühen Leben des Regisseurs basiert. Wer jedoch die Fakten prüft, stellt fest, dass hier sehr viel auf wahren Begebenheiten beruht. Das beginnt beim Haarschnitt von Sams Mutter und geht über Ereignisse und Begegnungen in Sams Jugend.
Nun mutet es schon etwas selbstverliebt an, das eigene Leben zu verfilmen. Spielberg wäre aber nicht Spielberg, wenn er nicht mehr aus einem Film über sich selbst machen würde, als einfach die für ihn prägendsten Stationen seiner Jugend in schönen Bildern Revue passieren zu lassen.
Stattdessen inszeniert er eine kluge Coming-of-Age Story und natürlich eine strahlende Liebeserklärung an die Macht des bewegten Bildes. Denn Film, lernt Sam auf seinem Weg, kann verzaubern, verängstigen, belügen, entlarven oder dich retten. Es kommt nur darauf an, was die Kamera wie einfängt.
Vor all dem ist „The Fabelmans“ jedoch die Versöhnung mit Spielbergs eigenem Elternhaus. Jenes war nicht nur in der filmischen Fiktion stets zwiegespalten zwischen den Eskapaden seiner schöngeistigen, kunstbegeisterten, teils mental nicht gesunden Mutter (hinreißend zerbrechlich gespielt von Michelle Williams) und der wissenschaftlichen, aber stets liebevollen Rationalität seines Vaters (nicht minder wunderbar: Paul Dano).
„The Fabelmans“ verzichtet klug darauf, über Sams Teenagerjahre hinauszugehen. Denn so gelingt es dem Film, trotz aller Realitätsnähe sicher in der Fiktion zu verweilen. Als Entschädigung dafür, dass wir nicht die Genese von Sam Fabelmans „Jaws“ oder „Close Encounters of the Third Kind“ miterleben, dürfen wir aber Zeugen sein, wie der Junge Sam einer der damals wichtigsten Persönlichkeiten Hollywoods begegnet. Für Spielberg ein prägender Moment, für die Zuschauenden eines der genialsten, unerwartetsten und wunderbarsten Cameos der Filmgeschichte.