The Eternal Daughter (2022)

Spukhaus-Grusel, Mutter-Tochter-Drama? Mit falschen Erwartungen in „The Eternal Daughter“ zu gehen, könnte euch um ein großartiges Filmerlebnis bringen. Deswegen: Don’t call it „Horror“.

Manchmal sind es die eigenen Erwartungen an einen Film, die am Ende dazu führen, dass man etwas ratlos oder irritiert zurückbleibt. Nicht sofort kann man das Gesehene als das wertschätzen, was es eigentlich ist. Mir ist das kürzlich bei Joanna Hoggs „The Eternal Daughter“ passiert.

Keine Geringere als Tilda Swinten spielt hier in einer Doppelrolle sowohl Mutter Rosalind als auch Tochter Julie. Gemeinsam mit Cockerspaniel Louis steigen sie in einem Hotel ab, welches­ früher das Elternhaus von Rosalind war und in dem sie ihre Kindheit und Jugend verbracht hat.

Das vernebelte, geisterhafte Hotel ist bis auf eine zickige Empfangsdame und einen herzlichen Hausmeister seltsam verlassen, obwohl es angeblich ausgebucht ist. Zudem rauben nächtliche Geräusche Julie den Schlaf und ihre Arbeit an einem Drehbuch über ihre Mutter und das Hotel gehen ihr auch nicht so recht von der Hand. All das macht es Julie nicht gerade leicht. Mums Geburtstag muss schließlich gebührend zelebriert werden. Zeitgleich will Julie vor allem, dass ihre alte, eigentlich ganz entspannte Mutter glücklich ist.

Dass Swinten hier mal wieder abliefert wie kaum eine Zweite, muss wohl nicht extra erwähnt werden. Dennoch muss man den Hut ziehen, wie sie ganz auf sich gestellt, zwei Charaktere portraitiert und Szenen und Dialoge abliefert, bei denen man weiß, dass sich da sonst zwei Großmeister/innen des Schauspiels gegenüberstehen und miteinander interagieren.

Als „Ghost-Story“ aus dem Hause A24 beworben, erlebt man hier eine etwas andere Art von „Spukgeschichte“. Mit Horror hat „The Eternal Daughter“ weniger zu tun. Das Mutter-Tochter-Drama tritt visuell im edlen Gothic-Gewand auf und führt uns so ganz bewusst in den sprichwörtlichen Nebel. Denn natürlich sind es die Geister der Vergangenheit, die hier spuken… Die Frage ist nur wie und warum?

Ich hätte „The Eternal Daughter“ mehr genießen können, wenn ich ihn mit anderen Vorstellungen gesehen hätte. So empfand ich am Ende einen Hauch von Enttäuschung, und das Gefühl, dass ich irgendwas Essentielles nicht mitbekommen oder verstanden hätte. Doch damit tut man dem Film unrecht.

Denn „The Haunted Daughter“ ist kein Haunted-House-Horror, sondern ein psycholgisches Beziehungsdrama mit Mysterie-Elementen. Und dass die Psyche ein durchaus gruseliger Ort sein kann, wissen wir alle. Beklemmend kann es dort sein, traurig – aber auch poetisch, wunderschön und versöhnlich, wenn sich der Nebel am Ende lichtet und die Sonne heraus kommt.