“The Super Mario Bros. Movie” erzählt die Origin-Story der durch eine Vielzahl von Nintendo-Videospielen bekannten Klempner-Brüder, Mario und Luigi. Durch einen Unfall landen die beiden im Mushroom Kingdom. Auf dem Weg dorthin geht der ängstliche Luigi verloren und Mario macht sich mutig auf, um seinen kleinen Bruder zu finden. Unsere Helden müssen also hüpfen, rennen, Pilze und Sterne einsammeln, natürlich Kart fahren und mit der Hilfe einer ungewohnt emanzipierten Prinzessin Peach Kongs, Pinguine, Shy Guys, Koopa Troopas und End-Boss Bowser, den Schildkröten-Despoten, besiegen.
Der knallbunte Animationsfilm wirkt weniger wie der erste große Feature-Film der Mario-Brüder. Vielmehr liefern die Regisseure Aaron Horvath und Michael Jelenic eine kompakte Ouvertüre – und damit quasi das “erste Level” für weitere Filme.
Wie eine Pilotepisode reiht der Film kurze Auftritte von Charakteren und Easter-Eggs aus den Videospielen aneinander, bis er auf eine Laufzeit von rund 80 Minuten kommt. Die Welt von Super Mario wird dabei laut, farbenfroh und visuell perfekt zum Leben erweckt. Die Handlung bleibt allerdings hauchdünn. Das ist schade und wirkt ein wenig faul, ist aber verzeihlich. Denn “The Super Mario Bros. Movie” ist keinesfalls uninspiriert! In jeder Szene gibt es eine kleine Überraschung, eine Figur, eine Referenz an Nintendo, die es zu entdecken gilt.
In Sachen Voicework ist der Film hochkarätig besetzt – auch wenn nicht alle Beteiligten überzeugen. Chris Pratt, der Mario seine Stimme leiht, wird zu unrecht als schlimme Fehlbesetzung kritisiert, denn seine Performance bleibt viel zu wenig im Gedächtnis, als dass sie negativ auffallen könnte. Ganz anders dagegen Jack Blacks Bowser. Unglücklich in Peach verliebt, spricht, leidet und singt (!) der Tenacious D Frontman unvergesslich. “Peaches, Peaches, Peaches, Peaches, Peaches…” Der Ohrwurm ist gewiss.
Ebenfalls gelungen ist die Darstellung von Prinzessin Peach, die in den Games regelmäßig vom tapferen Mario aus Bowsers Fängen gerettet werden muss. Hier wird Peach als mutige Anführerin präsentiert, die ihr Königreich gegen Bowser verteidigen will. Anya Taylor-Joy leistet ganze Arbeit und verleiht der Prinzessin durch ihre prägnante Stimme nicht nur Charme, sondern auch Witz und Schlagfertigkeit. Dafür verdient der Film ein feministisches Power-Up.
Mein Highlight ist jedoch das depressiv-blaue Sternchen Lumalee, die von Juliet Jelenic, der Tochter eines der Regisseure, gesprochen wird. Bowser hält sie und andere Game-Charaktere in kleinen Käfigen über einer Lavagrube gefangen. Lumalee ist die süßeste Nihilistin, die mir jemals in einem familienfreundlichen Animationsfilm begegnet ist:
“There is no escape. The only hope is the sweet relief of death“, lächelt Lumalee sanft durch ihre Gitterstäbe, woraufhin das ganze Gefängnis verzweifelt aufstöhnt. A star is born.
Untermalt wird das sehr bunte Treiben mit einem schönen Potpourri aus überarbeiteten Versionen von Koji Kondos Mario-Kompositionen und 80er Pop-Klassikern. Kein Zufall, da das erste Mario-Spiel “Super Mario Bros.” im Jahr 1985 erschien.
“The Super Mario Bros. Movie” ist auf den ersten Blick ein sehr seichter, extrem kurzweiliger Familienfilm, an dem erwachsene und kleine Mario-Fans Freude haben. Erst wenn man genauer hinschaut und im Hinblick auf die Spiele ein gewisses Grundwissen hat, erkennt man, dass hier viel Liebe im Detail steckt. Das tröstet über die Tatsache hinweg, dass der Film mit 80 Minuten sehr kurz ist und viele Möglichkeiten auf eine tiefere Auseinandersetzung mit dieser Welt und den Figuren gar nicht erst wahrnimmt. Auch die Meta-Komponente (von den einen geliebt, von anderen inzwischen als pop-kulturell überstrapaziert verteufelt) ist wenig ausgeprägt. Marios und Luigis erster Feature-Film ließ mich insgesamt ein wenig enttäuscht zurück, machte aber zugleich große Lust auf einen zweiten Teil – hoffentlich wieder mit Lumalee und einem eigenen Handlungsstrang für Luigi im Haunted Mansion. König Buu Huu ließ sich zumindest schon im Hintergrund entdecken.